Eine Kükin aus Hamburg
25.09.2024 | Deutschlandpremiere „Weihnachten der Tiere“
Fünf Animationsfilme in einem: Am 28. September feiert „Weihnachten der Tiere“ seine Deutschlandpremiere beim MICHEL Kinder und Jugend Filmfest. Insgesamt sechs Filmemacherinnen haben an dem kleinen Meisterwerk mitgearbeitet – eine von ihnen ist Ceylan Beyoğlu aus Hamburg.
Es muss um Weihnachten und um Tiere gehen. Mehr Vorgaben hatte Ceylan Beyoğlu erstmal nicht, als sie im Jahr 2018 zu dem Projekt „Weihnachten der Tiere“ hinzustieß. „Eigentlich lag das Projekt komplett in Frankreich. Doch ich wurde vom Hauptvertrieb KMBO Distribution eingeladen, da wir bei einem meiner früheren Projekte bereits zusammengearbeitet hatten,“ so die Filmemacherin aus Hamburg. Fünf animierte Kurzgeschichten von fünf verschiedenen Animationskünstlern, die in unterschiedlichen Ecken der Welt spielen. Ein ehrgeiziges Projekt, an dem vom Drehbuch bis zur fertigen Produktion rund fünf Jahre gearbeitet wurde – und das im Jahr 2024 beim renommierten Annecy Festival endlich das Licht der Welt erblickte.
Doch worum geht es genau in „Weihnachten der Tiere“? Da ist zum Beispiel die außergewöhnliche Allianz zwischen einem Storch und einem Fuchs, die gemeinsam den Weihnachtsmann retten, bevor sein Haus am Nordpol auf einer schmelzenden Eisscholle untergeht. In Japan befreien zwei Brüder ein wandelbares Zauberwesen aus einer Jagdfalle, das sich später in anderer Gestalt revanchiert. Oder eben auch die Geschichte von Ceylan Beyoğlu, bei der ein machohafter Hahn sich im Winter erkältet und seine Arbeit von einer kleinen, unscheinbaren Kükin übernommen wird, die im Laufe der Geschichte über sich selbst hinauswächst. „Ich habe das Drehbuch viele Male überarbeitet. Bis zur 20. Fassung standen der Hahn und seine Perspektive im Mittelpunkt. Doch das passte für einen Kinderfilm irgendwie nicht. Irgendwann fing ich dann an, alles aus der Perspektive der Kükin zu erzählen – und das fühlte sich dann viel richtiger an“, sagt Beyoğlu zum Arbeitsprozess. Die Kernmessage blieb jedoch die ganze Zeit gleich: „Inspiriert von den Wahlen in der Türkei wollte ich unbedingt zeigen, wie wichtig Demokratie ist – und dass man seinen eigenen Weg finden muss, unabhängig von dem, was andere denken und sagen“, so Beyoğlu weiter.
Die Arbeit an der Geschichte fand im Hamburger Animationsstudio Fabian&Fred statt. Eine Premiere für Ceylan Beyoğlu, die ihre Filme eigentlich komplett alleine animiert. Um den Film schneller produzieren zu können, arbeitete sie einen Sommer lang gemeinsam mit einem Team aus vier festen und einigen Freelance-Animator*innen an der Geschichte. Sie selbst war dabei für die Layouts, Hintergründe und Charaktere zuständig. Vieles entstand zuerst in Handarbeit und wurde dann später ins Digitale übertragen. „Es war schon toll, wie schnell es im Team dann doch gehen kann. Wobei es für mich auch eine große Umstellung war, nicht alles in den eigenen Händen zu haben“, sagt Beyoğlu und lacht. Die anderen vier Kurzfilme sowie die Animationen zwischen den Kurzfilmen entstanden in Frankreich. Auch wenn die Hamburger Filmemacherin sich manchmal gewünscht hätte, für einen direkten Austausch vor Ort zu sein, gab es über die Plattform Discord regelmäßige Meetings.
Eine weitere Premiere für Beyoğlu war das Drehbuchschreiben: „Ich habe bis zu ‚Weihnachten der Tiere‘ noch nie ein Drehbuch geschrieben. Eigentlich denke ich sehr in Bildern und pitche meine Projekte auch so. Doch das Drehbuchschreiben hat mir sehr dabei geholfen, die Geschichte nochmal auf den Kern herunterzubrechen“, sagt die Animationskünstlerin.
Neben ihr sind aus Frankreich Camille Alméras, Caroline Attia Lariviére, Olesya Shchukina und Natalia Chernysheva als Autorinnen und Regisseurinnen mit dabei, von denen jede ihre ganz persönliche Weihnachtsgeschichte mit in den Film bringt. Fünfmal Winterwonderland – da dürfte für jede*n Kinobersucher*in etwas dabei sein.