In „Porzellan“ erzählt die Regisseurin und Drehbuchautorin Annika Birgel eine Geschichte über gesellschaftliche Traditionen und weibliche Rollenmuster aus einem „Coming-of-Age“-Blickwinkel. Gezeigt wird der Kurzfilm nun erstmalig im Generation Kplus Programm der Berlinale und richtet sich damit an ein junges Publikum.
Die Arbeit zum Kurzfilm startete bereits vor vier Jahren. Gemeinsam mit dem Co-Autor Rudolf Fitzgerald Leonard, mit dem Birgel auch ihre bisherigen Drehbücher schrieb, entstand die Geschichte zu „Porzellan“: Durch den Blick der zehnjährigen Protagonistin Fina, die von der Hamburgerin Nell Marie Haack gespielt wird, begleiten das Kinopublikum einen traditionellen Polterabend, der auf einer kleinen und etwas entlegenen Insel stattfindet. Fina wird hier mit konservativen Rollenbildern und Fragen der eigenen Zugehörigkeit konfrontiert.
Produziert wurde „Porzellan“ von der Berliner Produktionsfirma „Problemkind“, der Dreh von insgesamt sechs Tagen fand jedoch in Schleswig-Holstein statt. Dort wurde vor allem in Lübeck gedreht, aber auch auf der kleinen Hallig Nordstrandischmoor entstanden einige Szenen für den Film. „Einer der Gründe, warum wir uns entschlossen hatten, "Porzellan" in Schleswig-Holstein zu drehen, war auch unser vorheriger Film "Beben", der in Kiel und Dithmarschen realisiert wurde. Beim Scouting für "Beben" haben wir unheimlich tolle Locations entdeckt, die als Inspiration für die Drehorte von "Porzellan" dienten“, verrät Birgel. Außerdem war das Team während des „Beben“-Drehs in einem alten Bauernhof in der Nähe des Schleswig-Holsteinischen Kalifornien untergebracht und begeisterte sich für die traditionellen Fachhallenhäuser und Reetdächer – die man jetzt auch in „Porzellan“ findet.
Die Wahl einer Hallig als Drehort hat laut Birgel auch noch einen weiteren Grund: „Die Idee war, mit der Hallig nochmal eine Isolation zu schaffen, die eine kleine in sich geschlossene Gesellschaft darstellt“. Diese wird im Film auch durch den außenstehenden Blick der Protagonistin betont, welche die ausgelassene Feier mit Zurückhaltung beobachtet.
Für die Regisseurin Annika Birgel ist „Porzellan“ ein sehr persönlicher Film, der einen Blick zurück in die eigene Kindheit wirft. Den Prozess zur Idee beschreibt sie als „einen Zeitraum, während dem ich die eigene Kindheit und die erlebten Traditionen reflektiert und mich gefragt habe, was diese Erlebnisse in einem hinterlassen“. Sogar eigene Familienfotos, die Frauen aus ihrer Familie in verschiedenen Generationen und Rollenbildern zeigen, sind Teil des Kurzfilms geworden. Diese Sammlung ist Teil ihrer „nostalgischen Ader und Faszination für alte Familienbilder“.
Am 21. Februar feiert der Kurzfilm jetzt seine Weltpremiere auf der Berlinale und läuft dort vier Mal im Programm „Generation Kplus“. Das Wettbewerbsprogramm zeigt aktuelle Filme, die sich mit den Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen auseinandersetzen. Für Annika Birgel, die Filmpädagogik studiert hat, die perfekte Plattform für „Porzellan“, der sich vor allem an ein junges Publikum richtet. Für die Regisseurin besonders spannend: die Reaktionen des städtischen Publikums auf die ländlich dargestellte Perspektive des Films.